Zwischen Dystopien und Datenkraken, Autopiloten und Prompt-Overload gab es in den letzten Jahren viele Gründe, KI mit Skepsis zu betrachten. Umso bemerkenswerter ist es, was der aktuelle Artificial Intelligence Index Report 2025 der Stanford University nun belegt: Die Welt ist im Wandel – und der Blick auf die Künstliche Intelligenz wird positiver.
Langsamer Optimismus, globale Wirkung
Laut einer internationalen Umfrage von Ipsos, die 26 Länder umfasst, sind 55 % der Befragten der Meinung, dass KI-Produkte und -Dienstleistungen mehr Vorteile als Nachteile bringen. Das sind immerhin drei Prozentpunkte mehr als 2022. Besonders interessant: In 18 der 26 befragten Länder hat sich der Anteil der Befürworter erhöht. Das klingt nicht nach Euphorie, aber nach einem Trend – und der geht in Richtung Akzeptanz.
Dieser Wandel spiegelt sich auch im Alltag wider: Zwei Drittel der Menschen weltweit glauben inzwischen, dass KI unser tägliches Leben innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre spürbar verändern wird – ein Anstieg um sechs Prozentpunkte im Vergleich zu 2022. Besonders ausgeprägt ist dieser Trend in Ländern wie Kanada (+17 %) und Deutschland (+15 %).
Neue Zuversicht, wo einst Skepsis war
Am aufschlussreichsten ist vielleicht der Stimmungsumschwung in den Ländern, die noch 2022 als besonders skeptisch galten. Die KI-Akzeptanz in Großbritannien stieg von 38 % auf 46 %, in Deutschland von 37 % auf 47 %, in Frankreich von 31 % auf 41 %. Das ist nicht einfach ein Meinungswechsel – das ist ein kultureller Wendepunkt.
Land | 2022 Zustimmung | 2024 Zustimmung | Veränderung |
---|---|---|---|
Deutschland | 37 % | 47 % | +10 % |
Großbritannien | 38 % | 46 % | +8 % |
Frankreich | 31 % | 41 % | +10 % |
Kanada | 48 % | 65 % | +17 % |
Ein Grund für diesen Stimmungswandel liegt auf der Hand: KI wird greifbar. Sie ist nicht mehr das abstrakte Konzept aus dem Silicon Valley, sondern ein Werkzeug, das Menschen tatsächlich nutzen – im Job, beim Lernen, in der Freizeit. Mit dem wachsenden Angebot leistungsfähiger, preiswerter und teilweise sogar quelloffener Modelle wächst auch die Zugänglichkeit – und damit das Vertrauen in den praktischen Nutzen der Technologie.
Ja, es gibt Schatten. Aber wir sehen das Licht.
Natürlich: Vertrauen bleibt ein sensibles Thema. Viele Menschen bezweifeln nach wie vor, dass Unternehmen sorgsam mit ihren Daten umgehen. Die Sorge um Verzerrungen in KI-Systemen, Manipulation durch Deepfakes und Desinformation im Wahlkampf sind real – und berechtigt.
Aber: Der gesellschaftliche Diskurs verlagert sich. Immer mehr Menschen erkennen, dass man diese Probleme nicht durch Ignoranz, sondern nur durch Teilhabe, Gestaltung und Aufklärung bewältigt. Die zunehmende Positivität ist kein naiver Techno-Optimismus, sondern Ausdruck eines differenzierten Verständnisses: KI ist gekommen, um zu bleiben – also gestalten wir mit.
Fazit: Fortschritt mit Augenmaß
Es ist kein Hype, sondern eine vorsichtige, globale Bewegung nach vorn, die der Stanford-Report beschreibt. Die Gesellschaft beginnt, zwischen Marketing-Versprechen und tatsächlichem Mehrwert zu unterscheiden. Und genau darin liegt die Chance: Wer KI verantwortungsvoll zugänglich macht, schafft nicht nur Vertrauen, sondern auch Teilhabe. Und damit vielleicht eine der wichtigsten Grundlagen für Fortschritt im 21. Jahrhundert.
Quellen:
Stanford University – Artificial Intelligence Index Report 2025
Ipsos Global Advisor Umfragen 2022 & 2024
https://aiindex.stanford.edu/