Warum KI kein Bauchgefühl hat

Künstliche Intelligenz kann analysieren, kategorisieren und erstaunlich präzise Prognosen liefern – aber sie hat kein Bauchgefühl. Und das ist kein technischer Makel, sondern ein fundamentaler Unterschied. Denn unser Bauchgefühl basiert nicht auf Daten, sondern auf Erfahrung, Kontext und dieser schwer zu fassenden menschlichen Intuition. Wenn KI Entscheidungen trifft, fehlt ihr genau dieser Resonanzraum. Sie weiß, was wahrscheinlich ist – aber nicht, was sich richtig anfühlt.

Ein aktuelles Beispiel liefert die Diskussion um autonome Systeme in der medizinischen Diagnostik. Zwar können Modelle wie GPT-4 oder MedPaLM erstaunlich zuverlässig Symptome analysieren – doch ob eine Diagnose in einem bestimmten Fall auch „vermittelbar“ oder „tragbar“ ist, bleibt eine zutiefst menschliche Frage. Auch bei Bewerbungsverfahren, in denen KI-gestützte Systeme Entscheidungen treffen, warnen Ethiker:innen wie Sandra Wachter davor, dass rationale Bewertung ohne menschliches Gegenüber schnell entmenschlichend wirkt.

In einer Welt, die sich zunehmend auf automatisierte Entscheidungen stützt, erinnert uns dieser Unterschied daran, dass nicht jede Effizienzsteigerung eine Verbesserung ist. Manchmal ist langsames Denken, zögerndes Spüren und bewusste Unsicherheit das Klügste, was wir tun können. Intuition ist kein Irrtum – sie ist das Gegenmodell zur Rechenlogik. Und das sollten wir nicht aus Bequemlichkeit verlieren.